Der tapfere Christoph Schlingensief hatte sich das sicher auch anders vorgestellt:
Walter Hedderich
Neulich in einem Lokal in der Kreisstadt aßen wir unter einem Spiegel mit diesem Rahmen:
Die Höhe der Zimmerdecke wirke sich auf die Konzepte aus, die im Kopf entstehen. Manager sollten höhere Decken haben, Techniker und Buchhalter niedrigere.
Man könnte den Leuten auch raten: öfter mal Rausgehen!
Die Presse wiederholt das erregende Gefühl, das wir kennen wenn wir unseren Verstand gebrauchen, und wenn wir das tun, können wir die äußere Welt in den Stoff, aus dem wir gemacht sind, übersetzen. Dieses erregende Erleben des Übetrtragens erklärt, warum die Menschen ganz natürlich danach verlangen, ihre Sinne dauernd zu gebrauchen. Jene äußere Ausweitungen unserer Sinne und Fähigkeiten, die wir Medien nennen, verwenden wir genauso beständig wie unsere Augen und Ohren und auch aus den selben Beweggründen. Andererseits betrachtet der literarisch ausgerichtete Mensch diesen pausenlosen Einsatz der Medien als etwas Minderwertiges; das ist in seiner Welt des Buches etwas Ungewohntes.
Marshal McLuhan, Understanding Media
Soviel zum pausenlosen Fernsehen oder Internetgebrauch.
Altmeister Goethe beginnt seine Lebensbeschreibung Dichtung und Wahrheit mit der Schilderung der himmlischen Aspekte bei seiner Geburt:
Am 28. August 1749, mittags mit dem Glockenschlage zwölf, kam ich in Frankfurt am Main auf die Welt. Die Konstellation war glücklich; die Sonne stand im Zeichen der Jungfrau, und kulminierte für den Tag; Jupiter und Venus blickten sie freundlich an, Merkur nicht widerwärtig; Saturn und Mars verhielten sich gleichgültig: nur der Mond, der soeben voll ward, übte die Kraft seines Gegenscheins um so mehr, als zugleich seine Planetenstunde eingetreten war. Er widersetzte sich daher meiner Geburt, die nicht eher erfolgen konnte, als bis diese Stunde vorübergegangen.
und erwähnt dabei eine Planetenstunde, nämlich die des Mondes. Uns Trägern mechanischer Uhren, die gleichförmige Sekunden abzählen ist diese Art von Stunden nicht mehr geläufig. Die Alten zählten zwölf Tages- und zwölf Nachtstunden, die naturgemäß je nach Jahreszeit eine unterschiedliche Länge hatten und ordneten jeder dieser Stunden einen der sieben Wandelsterne zu, und zwar in der Reihenfolge ihrer Umlaufgeschwindigkeit vom Langsamsten zum Schnellsten. Die erste Stunde des Montags – ab Sonnenaufgang – regiert der Mond, die Zweite der Saturn, dann folgen Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur, mit der Achten beginnt die Reihe wieder von vorne. Fährt man nach diesem Muster fort, gehört die vierundzwanzigste Stunde dem Jupiter und die darauf folgende erste Stunde des Dienstags dem Mars; solcher Art die Planeten den restlichen Stunden der Woche zugeteilt, wird jeweils die erste Stunde am Mittwoch von Merkur, am Donnerstag von Jupiter, am Freitag von Venus, am Samstag von Saturn und am Sonntag von der Sonne regiert. Daher rühren offenkundig die Namen der Wochentage, was die französischen und englischen Bezeichnungen deutlicher zeigen, im Deutschen sind die römischen Gottheiten “germanisiert” worden (Jupiter zu Donar in Donnerstag, Venus zu Freya in Freitag usw.).
Doch zurück zu Goethes Schilderung, berechnen wir nun die Uhrzeit der Mondstunde, die wir in Anlehnung an die Griechen auch Mond-Hore nennen können, für seinen Geburtstag, der ein Donnerstag war, so ergibt sich, daß sie von 11:17 bis 12:25 Uhr dauerte. Allerdings war damals noch keine MEZ vereinbart, sondern es ist zu vermuten, daß die wahre Ortszeit verwendet wurde. Die genannte Zeit von 12:25 Uhr MEZ gilt für 15° östliche Länge, für Frankfurt mit 8,6° muß man 6,4 mal 4 Minuten abziehen, das ergibt eine Ortszeit von 11:48 Uhr.
Nachtrag: Das Deutsche Reich ging am 1.4.1893 zur Mitteleuropäischen Zeit über (15° Görlitz). Die landesweite Einheitszeit war durch die Verbreitung der Eisenbahn nötig geworden.
J. brachte mir unlängst noch Präsente, darunter einen Kalkstein aus Franken, den er selbst angeschliffen hatte. Dadurch traten die Schichten, die sich bei der Bildung des Steines abgelagert hatten als Striche in unterschiedlichen Brauntönen hervor. Ein Millimeter davon sei in hundert Jahren gewachsen.
In zweihundert Millionen Jahren werden unsere Kämpfe hienieden auch bloß noch Striche in einem Stein in der Hand eines Jungen sein …
Nachtrag: es sind nur 60 Jahre ein Millimeter. Altersbestimmung von Bohrkernen
Das Danebengreifen, -treffen, Nichterreichen und Versäumen ist vertrautes Gelände. Nicht umsonst ist das Scheitern ein Thema, das jeder gleich versteht. Ist es nicht so?
Die Gewinnerlose sind verteilt in einem Meer von Nieten und nichts zu fangen ist die leichteste Übung.
In seinen Anfangsjahren erbaute Sisyphus die Stadt Korinth. Dort soll er sich mit einer Räuberbande des Isthmus bemächtigt und alle, die in seine Hände gerieten durch das Auflegen von schweren Steinen hingerichtet haben. Er hatte ein gespanntes Verhältnis zum Tod. Seiner Gattin befahl er, seinen Leichnam nicht zu bestatten, um in Plutos Reich eine Rückkehr ins Leben erwirken zu können, was auch gelang. Er soll sogar den Tod eingefangen und festgesetzt haben, so daß Pluto den Mars zu dessen Befreiung schicken mußte, da ihm der Nachschub an Seelen ausging. Zur Strafe muß Sisyphus auf ewig im Tartaros einen schweren Stein einen Berg hinauf wälzen, der aber immer wieder herab rollt. Die großen Dramatiker Sophokles, Aeschylus und Euripides haben die Geschichte aufgegriffen, ihre Tragödien darüber sind jedoch verschollen.
Seine Strafe ist eigentlich angemessen – er wollte nicht sterben, wollte fortwährend leben, deshalb wird er zu ewiger Tätigkeit verdammt. Daß diese sinnlos ist – nun, das haftet schließlich aller Tätigkeit im Rückblick aus der Ewigkeit an.
1,4 Mio – ältestes Werkzeug Chopper
1,4 Mio – älteste Spuren von Feuerstellen (Afrika)
750.000 – älteste Spuren von Feuerstellen (Europa)
700.000 – Heidelberger Mensch
700.000 – Werkzeug Zweiseiter (Faustkeil)
300.000 – ältester Fichtenspeer
250.000 – Steinheimer Mensch
100.000 – Werkzeug Schaber
90.000 – älteste Grabstelle (Israel)
Das geschriebene Wort trage schon den Keim des Mißverständnisses in sich, das Gesprochene den der Versöhnung, sagte mal André Heller.
Das sagte er wahrscheinlich wegen der nonverbalen Komponente. Da funktioniert Verbrüderung, da können die Gesten und der Ton der Stimme viel mehr Gewicht haben und anderes überbringen als der gesprochene Text. Im Drama ist es ein erprobtes Mittel, oft dahin zugespitzt, daß Entgegengesetztes ausgedrückt wird. Wobei das nonverbal, mit der Sprache aus der Affenzeit Gesagte, das größere Gewicht hat.
Gutes Benehmen bezieht sich auf das, was die nonverbale Kommunikation ausdrückt.