Monthly Archive for March, 2009

Rulli Rasi

Tizians Bildnis seines Freundes Ariost

Tizians Bildnis seines Freundes Ariost


 
“Messer Ludovico, was treibt Ihr für Narrheiten?” Mit dieser Frage des Hippolyt von Este und dem Verweis auf Ariosts Orlando Furioso beginnt Ernst Jüngers lesenswertes Buch Annäherungen. Ich erstand es vor Jahren in der Karl-Marx-Buchandlung in Frankfurt, vermutlich wegen des Untertitels Drogen und Rausch.

Im Pariser Musée d’Orsay gibt es dazu diese Illustration von Ingres. Der Beachtung empfohlen sei der seltene Hippogryph.

Ein paar Absätze zu dem wunderlichen Werk finden sich hier, man fragt sich, wo eigentlich die Hollywood-Fassung bleibt, Star Wars ist Kinderkram dagegen.

Der Autor fantastischer und historischer Romane Thomas R.P. Mielke, der selbst einen Orlando-Roman verfasst hat, bietet eine kleine bibliographische Übersicht und den schönen Satz über die Orlando-Rezeption in Deutschland: Dennoch haben diese gereimten Übertragungen nur einen kleinen Teil der stets nach Sinn und Tiefe suchenden Deutschen zur fröhlichen Leichtigkeit von Ariost bekehren können. Deutsch gereimt erinnert eben allzu sehr an Richard Wagner, vorgetragen von Heinz Ehrhard.
 

Mutter der Künste

 

Wenn die Arbeiterklasse sich das Laster, welches sie beherrscht und ihre Natur herabwürdigt, gründlich aus dem Kopf schlagen und sich in ihrer furchtbaren Kraft erheben wird, nicht um die famosen Menschenrechte zu verlangen, die nur die Rechte der kapitalistischen Ausbeutung sind, nicht um das Recht auf Arbeit zu fordern, das nur das Recht auf Elend ist, sondern um ein ehernes Gesetz zu schmieden, das jederman verbietet, mehr als drei Stunden pro Tag zu arbeiten, so wird die alte Erde, zitternd vor Wonne, in ihrem Inneren eine neue Welt sich regen fühlen… aber wie soll man von einem durch die kapitalistische Moral korrumpierten Proletariat einen männlichen Entschluß verlangen!

Wie Christus, die leidende Verkörperung der Sklaverei des Altertums, erklimmt unser Proletariat, Männer, Frauen und Kinder, seit einem Jahrhundert den rauhen Kalvarienberg der Leiden; seit einem Jahrhundert bricht Zwangsarbeit ihre Knochen, martert ihr Fleisch, zerrütet ihre Nerven; seit einem Jahrhundert quält Hunger ihren Magen und verdummt ihr Gehirn….

O Faulheit, erbarme Du Dich des unendlichen Elends!

O Faulheit, Mutter der Künste und der edlen Tugenden, sei Du der Balsam für die Schmerzen der Menschheit!

Paul Lafargue, 1842-1911, Das Recht auf Faulheit

Für Lohnabhängige klingen drei Stunden Arbeit verlockend, als Unternehmer scheinen mir acht das rechte Maß zu sein. Doch letztlich ist das die verkehrte Denke, unsere wahre Utopie im technischen Kollektiv muß lauten: es ist für alle gesorgt und gearbeitet wird nur noch aus Neigung, dann jedoch solange man will.

Der ganze Aufsatz findet sich z.B. hier, aufmerksam wurde ich darauf durch die lesenswerte freitägliche Kolumne von Schröder & Kalender in der Jungen Welt. Man muß diese nicht halten um jene zu verfolgen, sie verweisen regelmäßig darauf in ihrem ebenfalls lesenswerten Blog.