Archive for the 'Anekdoten' Category

Wärwolf in der Schallsbach

 

Zwischen Herbstein und Hopfmannsfeld liegt ein Grund, da soll’s nie ganz richtig gewesen sein, man heißt ihn die Schallsbach. Dahin trug eine Frau aus Hopfmannsfeld die Mittagssuppe, denn ihr Mann war früh von Haus weg mähen gegangen. Kaum war sie am Platze angelangt, so sah sie ihren Mann auf die Wiese bei dem Herbsteiner Wäldchen gehen. Kurz darnach lief aus demselben der Wärwolf auf sie zu, stürzte sie zu Boden, schleifte die Jammernde im Angesicht der Leute auf der ganzen Wiese herum, und zerriß ihr endlich den roten Moltongsrock, den sie anhatte. Darauf ließ er sie gehen und lief schnurgerade in den Tannenwald zurück. Bald kam er nun in Menschengestalt als ihr Mann wieder an, und ging zu ihr, legte auch seinen Kopf auf ihren Schooß, um auszuruhen. Aber es stacken ihm noch rote Fasern in den Zähnen. Da sagte die Frau: “Ei, Du hast ja von meinem roten Rock in Deinen Zähnen.” — “Ach, Frau,” antwortete er, “ich wollte nur einmal mit Dir spielen.” — “So ein Spielwerk will ich aber nicht haben,” rief die Frau in ihrer Bosheit, zog, eh’ er sich’s versah, ihr Sackmesser heraus und schnitt ihm die Kehle ab. So fand er seinen Lohn und starb eines bösen schnellen Todes. Zum Gedächtnis dieser Mordgeschichte ward an den Platz ein Stein gesetzt, der hat noch lange dagestanden, darauf war Alles beschrieben.

Aus: Bindewald, Volkssagen aus dem Vogelsberg

 

Familienbande

 

Als Elithios einmal betrunken war, schlich er in das Schlafzimmer seiner Großmutter und kletterte zu ihr ins Bett. Sein empörter Vater folgte ihm und versetzte ihm eine ordentliche Tracht Prügel. “Na gut, in Ordnung, ich habe es verdient, weil ich in das Bett deiner Mutter gestiegen bin”, sagte Elithios. “Aber du teilst schon seit Jahren mit meiner Mutter das Bett, ohne daß ich mich jemals beschwert hätte.”

Aus Philip Matyszak, Antikes Sammelsurium.

 

Doxosophia: Dünkelweisheit

 
Antike Witze vom Scholastikos

Jemand begegnete einem Scholastikos und sagte; “Der Sklave, den du mir gestern verkauft hast, ist gestorben.” – “Bei den Göttern”, sagte er, “bei mir hat er nichts dergleichen getan.”

Ein Scholastikos traf einen Bekannten und sagte: “Ich habe gehört, daß du gestorben bist.” Der erwiderte: “Du siehst doch, daß ich noch lebe.” Darauf der Scholastikos: “Aber der es mir sagte war viel glaubwürdiger als du.”

S. fand den Witz nicht lustig und erzählte einen anderen:
-Was gibt es denn zu essen?
-Scheiße mit Erdbeeren.
-Iiih, Erdbeeren.
 

Fünfeinhalb Hirne

 

Nuss

Nuss


Eine liebe Freundin schenkte mir im Herbst einen Korb Walnüsse. Daraus tauchte neulich das abgebildete Exemplar auf. Jetzt ist die Frage, wie wird die Nuß unter der Schale aussehen?
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Nuss

Nuss

Wahrscheinlich ähnlich wie das Innere von Präsident Sarkozys Schädel, von dem seine Gattin unlängst meinte, er enthalte fünf bis sechs Gehirne.
 

Kein Entrinnen

 

Bey einem Besuche, den der Pabst Paul der Dritte bey ihm [Michelangelo] ablegte, während er an seinem jüngsten Gericht arbeitete, nahm der Zeremonienmeister des heiligen Stuhles an den vielen nackten Figuren Anstoß, und ließ sich verlauten: Dergleichen möchte sich eher für ein Badezimmer, als für eine Kapelle schicken. Michelangelo schwieg; sobald aber die Gesellschaft fort war, mahlte er den Kunstrichter als Minos mit einem großen Schlangenschweif mitten unter eine Gruppe von Teufeln. Ob er sich gleich dabey nur auf sein Gedächtnis verlassen mußte, gerieth doch die Ähnlichkeit vollkommen; und als der Hofbediente sich bey seinem Herrn über diese lächerliche Verewigung beklagte, und auf die Frage: in welchem Theil des Gemäldes Michelangelo ihn hingestellet? gestehen mußte: leider in die Hölle! – “Sehr übel, Messer Biagio!” erwiedert der Pabst; “sehr übel. Vielleicht hätte sich etwas thun lassen, um Sie dem Fegefeuer zu entreissen; aber aus der Hölle – nulla est redemtio!”

berichtete August Wilhelm Schlegel aus dem Vasari im dritten Stück der Horen 1795