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Morphogenetische Radwegpfosten

 

Seit längerer Zeit joggte ich wieder mal den Radwg entlang und bemerkte überrascht, die blöden Pfosten an den Feldwegkreuzungen waren verschwunden. Über sie hatte ich schon vor Jahren in einem Gedicht geklagt. Mir selbst war noch nichts passiert, aber es hatten schon etliche Radler in der Dämmerung die Pfosten erwischt, oder sollte man sagen, waren von den Pfosten erwischt worden?
 

NACHTLAUF

Ich laufe nicht gerne auf Asphalt,
Aber im Winter wird es früh dunkel,
Also doch auf den Radweg.
Im Flutgraben folgt mir der volle Mond,
Man hört, wie das Wasser gefriert.
Silbrig schimmert der Reif auf den Wiesen,
Ein Opelpilot rast durch den Grund,
Am Himmel steht ein Wolkenfetzen
Wie ein verlorenes Ufo.
Flieger kritzeln sinnlose Streifen
Zwischen denen blaß die Sterne funkeln.
Die Erlen strecken ihre entlaubten Zweige empor
Wie todesstarre Knochenhände -
Es war eine wunderschöne Nacht,
Bis ich mir im Mondschatten der Hecken
Am Radwegpfosten die Eier aufriß.
 

Mich durchfuhr ein romantisches Gefühl. Genau wie Novalis schon vermutete,

Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums.

wir müssen uns die Welt nur richtig zusammendenken und dann wird das schon!

Später am gleichen Abend mußte ich allerdings erfahren, daß die Hindernisse auf grund einer gerichtlichen Anordnung entfernt worden waren. Ein Radler war richtig übel gestürzt, mit Schädelbruch und allem drum und dran, hatte geklagt und nicht locker gelassen.